So heißt die Doku, die ich zufällig beim Zappen letzten Sonntag auf Phönix gesehen habe.
Die Doku versucht sich kritisch mit den Anglizismen in der deutschen Sprache auseinanderzusetzen und zieht Frankreich mit seinem Gesetz zum Schutz der Sprache als Vergleich hinzu. Da die Doku vom SWR produziert wurde, kommen viele Wortbeiträge ausgerechnet von Baden-Württenbergern (z.B. Betriebsratsvorsitzender von Bosch, Professoren der Uni-Tübingen, etc.) zu Wort, die lt. Selbstauskunft “Alles, außer Hochdeutsch” können….muhaha.
Zu Recht wird kritisiert, daß immer mehr Anglizismen, v.a. in den Medien Einzug halten, sodaß nur noch ein unverständliches und albernes Kauderwelsch entsteht. Ich kenne auch einige Zeitgenossen, die nur mit Anglizismen so um sich schmeissen, weil sie galuben damit modern, kosmopolitisch und fortschrittlich auf der Höhe des Zeitgeists zu sein. (“Kennst du schon die neue Location am Airport? Da spielen die horny Beats und Tunes…”)
D.h. sie benutzen diese Audrücke nicht, weil sie keinen deutschen Ausdruck dafür kennen oder nicht vernünftig Deutsch könnten, sondern nur, um sich darzustellen und “hip” zu erscheinen.
Allerdings fand ich die Forderung, ein Sprachschutzgesetz wie in Frankreich einzuführen, als absolut albern. Bemängelt wurde in dem Bericht, daß z.B. BWL-Studenten in ihrem international ausgerichteten Studium, Begriffe wie Return-on-investment, Earnings-before-interests-and-taxes (EBIT) und Cashflow lernen und nicht die traditionellen deutschen Buchhalterbegriffe.
In den technischen Berufen (v.a. allen akademischen Berufen) ist es ja nicht anders. Ich spreche mal für die IT, wo wir von Clients, Server, Interfaces, etc. reden.
Warum? Ganz einfach das sind sog. termini technici, zu deutsch Fachbegriffe. Diese sind nun mal englisch, also gebrauchen wir diese, um uns intereinander zu verständigen. Meine Kollegen würden mich sofort einliefern, wenn ich mit dem “Zwischennetz Erforscher in das weltweite Gewebe” einsteige oder die Daten vom “Bediener” holen will.
Konsequenterweise müssten wir dann auch alle aus dem lateinischen oder französichen abgeleiteten oder eingedeutschten Begriffe (z.B. Jour fixe, Baguette, etc.) aus dem deutschen Sprachschatz entfernen. Da will ich dann unsere klugen Sprachwissenschaftler sehen, wie sie dann die deutschen Begriffe für “Kommunikation”, “Rhetorik”, “Parabell” oder sprachliche Stilmittel wie “Hendyadyoin” (das findet man nicht mal bei Wikipedia, aber es existiert wirklich) übersetzen und uns erklären wollen wie “der symbolistische Dichter versucht, aus Bruchstücken der realen Welt Sinnbilder zu schaffen, die, neu zusammengesetzt, eine Welt der Schönheit beziehungsweise der ideellen, ästhetischen und oft auch spirituellen Vollkommenheit ergeben sollen“. Nur sind diese aus dem lateinischen abgeleiteten Begriffe schon so lange in unserem Sprachgebrauch, daß es uns nicht auffällt, daß sie eigentlich nicht originär deutsch sind.
Von Medizinern und Juristen und sonstigen Geisteswissenschaftlern will ich gar nicht anfangen.
Ich würd gern wissen, wer statt Vierzylinder Motor “Viertopf-Zerknall-Treibling” sagen würde. Der fliegende Schraubenschlüssel in der Autowerkstatt ist dir dann gewiß. Außerdem ist “Cola” ein Eigenname und “koffeeinhaltiges Erfrischungsgetränk” keine Übersetztung, sondern eine Beschreibung von Cola.
Ehrlich gesagt, habe ich keine Lust, daß mir Politiker vorschreiben und mich bevormunden, vieviele Lieder mit deutschen Texten ich im Radio hören muß. Ich persönlich stehe ja überhaupt nicht auf die Deutsch-Rock-Gören a la July, Silbermond, Tokio Hotel oder die Fistelstimme, die jedem Pädophilen einen angenehmen Schauer über den Rücken jagt, von Annette Louisianne. Musik, Texte und “Künstler” sind für mich inakzeptabel, aber leider im Trend und haben damit bei einem solchen Gesetz einen Stammplatz in den Playlisten der Sender. Leider kann ich mich für keine deutschsprachigen Musiker begeistern außer den “Fanta 4”, “Ärzte” und den alten NDW-Klassikern, denn bei Gröni, Petri, Maffay un Pur krieg ich Hautjucken. Klar, es gibt auch viele nicht-deutschsprachige Lieder, die bei mir einen Brechreiz erzeugen, aber da kann ich leichter darüber hinweghören, da ich selten Musik höre, um mich mit den Texten auseinanderzusetzen, sondern um mich zu unterhalten.
Sprache ist etwas lebendiges und dynamisches und verändert sich damit im Laufe der Zeit. Keiner von uns spricht das Mittelhochdeutsch zu Zeiten Luthers. Darum finde ich solche Vereine zu Erhaltung der Deutschen Sprache überflüßig wie einen Gropf. Welche deutsche Sprache wollen die denn konservieren? Die heutige, die zur Zeit der Nazis, die vor 200 Jahren oder die vor 1000 Jahren? Und mit welcher Berechtigung geben sie der einen oder anderen Zeit den Vorzug?
Besonders klasse fand ich auch die These, die Deutschen würden so gern wie kein anderes Land Anglizismen verwenden, weil sie durch das dritte Reich und den verlorenen WWII eine Ich-Störung und einen Selbsthaß hätten und sich den Siegermächten v.a. den USA anbiedern würden. Hallo??? Die Anglizismen werden von der jüngeren Generation benutzt und nicht von der Generation unserer Eltern oder Großeltern, die als “Verlierergeneration” in Frage kommen würde. Außerdem ist es den Amis völlig Wurst, was wir mit unserer Sprache machen. Die meisten können eh nur ihre eigene Sprache, und das nur eingeschränkt.
Ich kenne auch niemanden aus meiner Generation, der in der Gesinnung erzogen wurde “Wir sind die Verlierer und darum ist alles von Amerika gut und wir müssen lieb zu Amerika sein.”
Eine Medizin für die Krankheit des “denglischen Patienten” habe ich nicht, zumal ich es auch nicht als Krankheit sehe.
Alles in allem war die Doku nicht das, was in der Programmankündigung zu lesen ist. Die Fragen wurden zwar gestellt, aber nach meinem Geschmack nur einseitig beantwortet.
Ich, für meinen Teil, werde weiterhin in mein “Gewebetagebuch” schreiben, wie mir der Schnabel gewachsen ist.